Surflehrerin werden
Mein Surf Instructor Kurs bei der ISA
Als ich vor etwa 7 Jahren mit dem Surfen angefangen habe, hätte ich wohl kaum gedacht, dass ich diesen Sport irgendwann mal unterrichten werde. Ehrlich gesagt hätte ich das auch noch vor etwas mehr als einem Jahr nicht gedacht. Doch in einem Jahr kann viel passieren: Ich habe meinen Fokus mehr auf das Surfen gesetzt, habe viele Urlaubstage an Surfspots verbracht, mir einige Surfcoachings gegönnt und mich immer mehr mit Theorie und Technik beschäftigt. So betrachtet, fühlt es sich fast wie die logische Konsequenz an, jetzt auch den Surflehrerschein zu machen.
Wie man SurflehrerIn wird
Es gibt zig verschiedene Möglichkeiten, SurflehrerIn zu werden. Viele Länder haben ihre eigenen Systeme mit eigenen Voraussetzungen, doch zum Glück gibt es auch einige länderübergreifende Zusammenschlüsse. Der größte ist die International Surfing Association (“ISA”), die zugleich auch vom Internationalen Olympischen Komitee als Kopf des Wellenreitens anerkannt wurde und bei dem über 100 Staaten vertreten sind.
Um ISA-zertifizierter Surflehrer zu werden, muss man den “Water Safety Kurs” erfolgreich absolvieren und dabei einen Fitnesstest bestehen, einen zweitägigen Surf-Coaching-Kurs besuchen, ein gewisses Maß an Surf Skills unter Beweis stellen und 20 Stunden Praktikum absolvieren.
Na dann, los geht’s!
Lizenz zur Lebensretterin
Bereits vor Beginn des Water Safety Kurses soll ein Nachweis eingereicht werden, dass man im Schwimmbad 200 Meter in unter 5 Minuten schwimmen kann. Bei normaler Fitness kein Problem. Ich habe allerdings gerade 3 Wochen Erkältung hinter mir und japse vor mich hin weil die Kondition im Eimer ist, aber nach 8 Bahnen halte ich den Wisch vom Bademeister in den Händen.
Vom Pool geht es erstmal zurück an den Schreibtisch um das Erste-Hilfe-Handbuch durchzuarbeiten. Surfen ist nicht ungefährlich und sowohl der Sport als auch die Umgebung können auch mal ungewollte Auswirkungen auf den Körper haben. In meinen 7 Surf-Jahren habe ich selbst oder unter Mitsurfern schon Platz- und Schürfwunden, Gehirnerschütterungen, verknackste Knöchel, gequetschte Finger, Sonnenstich und Quallenverbrennungen erlebt. Ein Erste-Hilfe-Kurs ist also mehr als angebracht und genau genommen nicht nur für Surflehrer sinnvoll zu wiederholen. Die Theorie ist schnell verdaut und an Tag 1 des Surflehrer Kurses gehen wir die wichtigsten Informationen nochmal durch – vor allem für die Teilnehmer, die sich vor Hausaufgaben lieber drücken.
Tag 2 findet im holländischen Julianadorp statt. Der Vormittag besteht aus typischen Erste-Hile-Szenarien. CPR an Puppen, stabile Seitenlage, Druckverband und Rollenspiele. Man kennt es – aber seit dem Führerschein sind ein paar Jährchen vergangen und eine Auffrischung ist dringend notwendig. Am Nachmittag wird es dann spannend, anstrengend und nass: Rein in die Winterneos, Booties und Handschuhe, ab an die Startlinie und dann wird es Zeit für Baywatch: 100 Meter Sprint zum Wasser, 100 Meter Schwimmen durch die Brandung, zum Grund tauchen, zurück schwimmen, zurück sprinten. In unter 6 Minuten. So lang braucht zum Glück keiner von uns – japsen tun wir trotzdem alle unter unserer 5-6 Millimeter dicken Neoprenschicht.
Danach kommen endlich Surfboards ins Spiel und wir üben das Retten mit einem Surfboard und vor allem wie man schnell und effektiv einen Bewusstlosen auf das Bord legt und zurück an Land bringt. Wir haben Spaß daran es zu üben, bekommen es alle irgendwie hin und sind für den Ernstfall gewappnet. Erleben möchte man ihn trotzdem nicht.
Lernen zu Lehren
Ein guter Surfer ist nicht automatisch ein guter Lehrer. Scheint für viele angehende (und fertige) Surflehrer nicht klar zu sein. Der Surf-Coaching-Teil findet auf der holländischen Insel Texel statt und einer der Teilnehmer ist überzeugt: “Ich habe eine gute Surftechnik und andere schauen mir gern beim Surfen zu, deswegen bin ich ein guter Lehrer”. Unser Ausbilder hat zum Glück einen anderen Ansatz und setzt den Fokus in den nächsten zwei Tagen darauf, wie man sein Wissen am besten weiter und welches Wissen es eigentlich zu vermitteln gibt.
Sollte man doch wissen, wenn man schon so lange surft? Eben nicht. Das ganze Surf Know-How ist einem so in Fleisch und Blut übergegangen, dass man schnell vergisst, wie sich ein Surfanfänger fühlt. Vermeintliche Selbstverständlichkeiten wie: “Wie trage ich ein Surfboard – und wie eigentlich den Neo?”, “Wie bringe ich mein Surfboard durch die Wellen?”, “Wie lege ich mich aufs Board und wann und wie paddel ich?” waren zu Beginn überhaupt nicht klar. Wir erklären, demonstrieren und korrigieren. Wir sammeln Hintergrundwissen über Surfgeschichte, Wellen, Wind und Umweltschutz, die wir künftigen SurfschülerInnen vermitteln wollen. Wir diskutieren über Vorfahrts- und Verhaltensregeln und die “richtige” Pop-Up-Methode – und ob es diese überhaupt gibt.
Nach 2 Tagen fühlen wir uns gut vorbereitet für unsere ersten Surfklassen und sind heiß darauf, endlich selbst Zeit auf dem Brett zu verbringen. Leider schenkt uns die Nordsee dieses Wochenende aber keine Wellen und schwappt nur flach bis kabbelig vor sich hin. Das “Vorsurfen”, das eigentlich den Abschluss des Surflehrerkurses bildet, fällt daher aus. Stattdessen müssen wir Videos von unseren Surfskills zeigen. Zum Glück hatte ich damit schon gerechnet und vor ein paar Wochen in Costa Rica ein bisschen “Material” gesammelt und konnte so auch diesen Punkt abhaken.
Die richtige Surfschule
Nun gilt es nur noch, die praktischen Stunden zu sammeln. Am liebsten bei einer Surfschule, die ebenfalls versucht auf individuelle Fähigkeiten und Hindernisse ihrer Schüler einzugehen und die Surflehrer einstellt, die nicht nur vorsurfen sondern Surfen wirklich beibringen und Spaß vermitteln wollen.
Wenn du so eine Surfschule kennst, freue ich mich sehr über einen Kommentar oder eine Nachricht mit deiner Empfehlung!
by Kate – April 2023
Teil es mit der Welt!
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!